Vom „Stromschmecker“ zur maßgebenden Größe: Alessandro Volta

Alessandro Volta griff die Froschschenkel-Experimente seines Landsmannes Luigi Galvani auf, um die Theorie von der „animalischen Elektrizität“ zu entkräften. Stattdessen entdeckte er, dass der Stromfluss durch eine chemische Reaktion ausgelöst wird – eine wichtige Grundlage für die moderne Elektrizitätslehre. (Bild via Wikimedia Commons/Public Domain)
Alessandro Volta griff die Froschschenkel-Experimente seines Landsmannes Luigi Galvani auf, um die Theorie von der „animalischen Elektrizität“ zu entkräften. Stattdessen entdeckte er, dass der Stromfluss durch eine chemische Reaktion ausgelöst wird – eine wichtige Grundlage für die moderne Elektrizitätslehre. (Bild via Wikimedia Commons/Public Domain)

Hätten die Eltern ihrem Wunsch mehr Nachdruck verliehen, dann wäre Alessandro Volta wohl Jurist geworden. So zählt der Italiener zu den prominentesten Köpfen der Stromgeschichte. Dass wir Smartphones, Tablets & Co. heute selbstverständlich nutzen, verdanken wir auch ihm.

Von Patrick Torma

1745 in Como geboren, wächst Volta als eines von neun Kindern in adeligem Hause auf. Der Zugang zu Bildung steht ihm offen, als Heranwachsender besucht er eine Jesuitenschule. Eigentlich soll ihn die Zeit dort auf die vorgesehene juristische Laufbahn vorbereiten. Stattdessen vergräbt er sich lieber in naturwissenschaftliche Schriften, arbeitet sich später autodidaktisch in den aktuellen Stand der Elektrizitätsforschung ein.

Nach Alessandro Volta ist die SI-Einheit benannt. Weitere Ehren finden sich in Voltas italienischer Heimat, so auch in dessen Geburtsstadt Como, am bekannten Comer See gelegen. Dort gehört die Piazza Alessandro Volta samt Denkmal zu den Sehenswürdigkeiten. (Bild: Marcus Ganahl via Unsplash.com)
Nach Alessandro Volta ist die SI-Einheit benannt. Weitere Ehren finden sich in Voltas italienischer Heimat, so auch in dessen Geburtsstadt Como, am bekannten Comer See gelegen. Dort gehört die Piazza Alessandro Volta samt Denkmal zu den Sehenswürdigkeiten. (Bild: Marcus Ganahl via Unsplash.com)

Diese befindet sich zur Mitte des 18. Jahrhundert in den Kinderschuhen. Elektrizität ist bis hierhin noch immer ein flüchtiges Phänomen – etwas, das sich zwar mithilfe von Reibung reproduzieren, aber weder „einfangen“ noch nutzbar machen lässt. Sieht man vom Vorführeffekt ab, den sie erzeugt – ob auf Jahrmärkten oder in den Salons der vornehmen Gesellschaft: Funken schlagende Elektrisiermaschinen erweisen sich als Publikumsmagneten und begründen so ein ganz neues Unterhaltungsgenre. „Publicity“, die wiederum zu einem gesteigerten Interesse der Wissenschaft führt, die Entstehung der Blitze nunmehr zu entschlüsseln.

(Eine kurze Vorgeschichte des Stroms finden Sie übrigens hier).

Alessandro Volta entscheidet sich, seiner Leidenschaft zu folgen und sein Leben der Experimentalphysik zu widmen – und liegt damit richtig: Früh erarbeitet sich der junge Gelehrte einen hervorragenden Ruf. Etwa, indem er 1775 eine Apparatur entwickelt, die elektrische Spannung erzeugen und transportieren kann. Sein sogenannter „Elektrophor“ liefert der Grundlagenforschung europaweit zusätzliche Impulse.

Der italienische Physiker Alessandro Volta, 1745 – 1827. (Bild via Wikimedia Commons/Public Domain)
Der italienische Physiker Alessandro Volta, 1745 – 1827. (Bild via Wikimedia Commons/Public Domain)

Gelehrtendisput um Luigi Galvanis Froschschenkel-Experimente

Alessandro Volta gilt als der führende „Elektriker“ seines Landes und genießt auch über die Landesgrenzen hinweg Ansehen, als sich sein Landsmann Luigi Galvani im Jahre 1789 zum wissenschaftlichen „Shooting-Star“ aufschwingt. Der Mediziner glaubt, eine Quelle der Elektrizität gefunden zu haben: in den zuckenden Schenkeln sezierter Frösche. Galvanis Theorie: Die Muskelbewegungen werden von einer animalischen Elektrizität hervorgerufen, eine Art Lebensfunken, der sich im toten Organismus nachweisen lässt. Eine Fehlinterpretation, und doch stoßen Galvanis Beobachtungen das Tor zur modernen Stromlehre auf.

Derjenige, der es durchschreitet, ist niemand Geringeres als Alessandro Volta. Er greift Galvanis Froschexperimente auf, um dessen Überlegungen zu widerlegen. Er ist überzeugt: Die beobachtete Elektrizität entsteht keineswegs im Innern der unglückseligen Amphibien. Sondern durch den Kontakt von Kupfer und Eisen mit den salzig-feuchten Froschschenkeln. Durch ihn wird eine chemische Reaktion und somit ein Elektronenfluss ausgelöst – Galvani hatte unwissentlich einen Stromkreis geschlossen.

Voltas Entdeckungen beeinflussen die Strom(netz-)geschichte maßgeblich

Dass hierfür keinerlei tierische Extremitäten erforderlich sind, demonstriert Alessandro Volta in den Folgejahren. Er kombiniert verschiedene Metalle und Flüssigkeiten, um sie auf ihre „spannenden“ Eigenschaften hin zu untersuchen. Die Testergebnisse lässt er sich im wahrsten Sinne des Wortes auf Zunge „zergehen“. Geeignete Messinstrumente gibt es noch nicht. Also setzt Volta sein Geschmacksorgan ein, um die Stromstärken zu „erspüren“.

Erkenntnisse und Zungenfertigkeit münden in die Erfindung seiner Voltaschen Säule – der Ur-Mutter aller Batterien. Zwar erzeugt sie nur wenig „Saft“, um überhaupt irgendetwas anzutreiben. Dafür kommt das Prinzip, auf dem sie beruht, noch in den Akkus unserer modernen Gesellschaft zum Einsatz. Doch bis dahin ist es ein langer Weg. Viel wichtiger für den Moment: Mit seiner Voltaschen Säule gibt Alessandro Volta einen entscheidenden Anstoß, Elektrizität zu speichern und nutzbar zu machen.

Forscher wie Michael Faraday setzen unmittelbar auf Voltas Lehren auf. Die Wissenschaft revanchiert nach seinem Tode (Volta stirbt 1827) mit einer besonderen Ehrung, dank derer er – nicht nur – im Netzbetrieb verewigt ist: Seit dem Pariser Elektrizitätskongress von 1881 lautet die offizielle SI-Einheit für elektrische Spannung „Volt“.

Über den Autor: Patrick Torma

(Foto: CAMILLO WIZ PHOTOGRAPHY, Camillo Lemke)
(Foto: CAMILLO WIZ PHOTOGRAPHY, Camillo Lemke)

Als freier Journalist und Texter spürt Patrick Torma spannenden Geschichten nach – und bringt sie für Leser auf den Punkt. Zu seinen Auftraggebern zählen Medien und Redaktionsbüros, aber auch Unternehmen, die ihrer Zielgruppe einen Mehrwert bieten. Technische und historische Themen begeistern ihn besonders. Da trifft es sich gut, dass die (Strom-)Netzgeschichten im ED-Netze-Blog beides vereinen.

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