Was macht eigentlich ein Teamleiter Verbundleitstelle?

Was macht eigentlich ein Teamleiter Verbundleitstelle?
(Foto: ED Netze)

Am Standort Rheinfelden steht die zentrale Verbundleitstelle der ED Netze. Im Schichtbetrieb ist sie 365 Tage im Jahr rund um die Uhr besetzt, denn von hier aus werden die Netze im Versorgungsgebiet des südbadischen Verteilnetzbetreibers überwacht und teilweise ferngesteuert. Von einem kleinen wachsamen Teil der rund 350 ED-Netze-Mitarbeiter. Wie vielseitig ihrer aller Arbeit ist, welche Berufe und Aufgaben sie haben und warum die Kolleginnen und Kollegen teilweise schon viele Jahre beim Netzbetreiber arbeiten, zeigt die Serie „Was macht eigentlich …?“.

In der Verbundleitstelle haben die Schalttechniker jederzeit die Versorgungssicherheit der Kunden von ED Netze im Blick – um nicht nur bei unvorhersehbaren Stromunterbrechungen durch Baustellen oder Wetterschäden rasch Abhilfe zu schaffen. Denn damit der Strom immer fließt, kommt es auch zu vielen geplanten Ausschaltungen: Diese sind immer dann nötig, wenn am Netz gearbeitet wird – um es zu warten, zu ertüchtigen oder auszubauen. Einer, der mehr über die Arbeit dort weiß, ist Michael Scheibel. Seit 2019 ist er der Teamleiter der rund ein Dutzend Kollegen in der Verbundleitstelle.

Welcher Weg hat Sie zu ED Netze geführt?

Ein Umweg, denn ich hatte mich dort schon mal zwölf Jahre zuvor als Schalttechniker beworben, dann aber für eine Stelle woanders entschieden. Doch ED Netze hatte ich seither immer im Blick.

Ich bin gelernter Elektroinstallateur, habe dann die Prüfung zum Industriemeister Elektrotechnik gemacht, noch einen Diplom-Ingenieur draufgesattelt und zuletzt den Master of Science in Wirtschaftsingenieurwesen. Entsprechend haben sich meine Arbeitsbereiche verändert, weg von den anfänglichen Baustellen zunächst hin zum Betriebselektriker. Mit der Zeit kamen agiles Projektmanagement, Anforderungsmanagement und innovative Software-Themen hinzu, denn die Zukunft der Energiewirtschaft ist „smart“. Und dann, zwölf Jahre nach meinem ersten Vorstellungsgespräch, sah ich die Ausschreibung der Teamleiterstelle in der Verbundleitstelle – und bewarb mich erneut. Wie man sieht: Es hat geklappt.

Womit wir beim Thema sind: Was macht denn ein Teamleiter Verbundleitstelle?

Ich arbeite zwar nicht wie mein Team im Schichtbetrieb, habe aber ebenso Rufbereitschaft, wenn nachts, am Wochenende oder zu „stürmischen“ Zeiten die aktuelle Schicht aufgestockt werden muss.

Doch als Teamleiter erstelle ich dafür eben die Personaleinsatz- und Arbeitspläne – und bin für vieles andere zuständig. Als qualifizierte „Technische Fachkraft gemäß S 1000 (VDE-AR-N 4001)“ verantworte ich die Entwicklung, Einführung und Optimierung von Prozessen in der Verbundleitstelle. Daneben leite ich IT-Fehler- und Verbesserungsmeldungen weiter und bin für diesbezügliche Sicherheitsfragen zuständig. Auch führe ich (Netz-)Störungsanalysen durch. Außerdem bin ich die Schnittstelle zu anderen Fachabteilungen, etwa wenn es um Netzoptimierung geht. Denn alle entsprechenden Schaltplanungen werden bei uns in der Verbundleitstelle koordiniert und/oder ausgeführt, da vieles digital „aus der Ferne“ passiert.

Wenn Sie jetzt ein Außenstehender in der Verbundleitstelle besuchen würde, was sähe er?

Jeder Mitarbeiter sitzt konzentriert an seinem mit mehreren Monitoren ausgestatteten Bildschirmarbeitsplatz, dazu kommt ein großer Übersichtsmonitor an der Stirnwand der Verbundleitstelle. Vor allem geplante Schaltungen sind heute nämlich nicht mehr als ein Mausklick – doch der muss zur rechten Zeit an der richtigen Stelle erfolgen. Ab und an ein kurzes Telefonat, mehr scheint für einen Außenstehenden nicht zu passieren.

Wie viel hier zusammenläuft, spürt man erst bei unerwarteten Netzstörungen: Die Anspannung im Raum und der Lärmpegel steigen spürbar. Die Störmeldenummer klingelt ständig und auf den Bildschirmen ist viel mehr los, da noch mehr Meldungen eintreffen und ausgewertet werden müssen, um den Fehler schnell zu lokalisieren und gemeinsam mit den Betriebstechnikern vor Ort zu beheben.

Es gibt also richtig „spannende“ Momente bei Ihnen …

Oh, ja! „Spannend“ sind etwa Wintereinbrüche, aber vor allem jedes Sturmtief, das über unser Versorgungsgebiet hinweg zieht. Denn jeder Sturm ist anders, weil unberechenbar in seinen Netzauswirkungen – insbesondere was die Freileitungssysteme betrifft. Dann zeigt die Spannung in der Verbundleitstelle schon bevor überhaupt die ersten Störmeldungen eintreffen.

Und Sie stehen vermutlich regelrecht unter Strom. Ihre Netzbegeisterung ist unüberhörbar …

Weil es einfach beeindruckend ist , dass wir Verteilnetzbetreiber scheinbar nur kleine Zahnrädchen im großen Netzgefüge sind – aber wenn es bei uns nicht rundläuft, dann kann das weitreichende Auswirkungen haben. Das wird sich im Zuge der Energiewende noch verstärken, es sind einfach „spannende“ Zeiten. Mich fasziniert dabei vor allem die Digitalisierung der Netze, um sie „intelligent“ zu machen.

Vermutlich teilen Sie diese Netzleidenschaft nicht nur mit Ihren Kollegen, oder?

Ich gestehe, ich werbe mit Herzblut dafür, dass es im Netz viele „spannende“ Berufsperspektiven und Karrierechancen gibt: Als Prüfer bei der IHK sowie als Dozent für Elektrotechnik an der DHBW Lörrach versuche ich, meine Netzleidenschaft den Berufsanfängern und Studenten zu vermitteln.

Privat bin ich noch in einem ganz anderen Netz auf der ganzen Welt unterwegs – und hörbar: als leidenschaftlicher Amateurfunker.

Interesse an einer „spannenden“ Ausbildung oder Arbeitsstelle? Hier gibt’s weitere Informationen.

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