Was macht eigentlich ein Leiter Individualprozesse?

(Foto: ED Netze)

Stromerzeugung und -verbrauch geschehen selten am gleichen Ort, daher braucht es Netzbetreiber wie ED Netze: Sie stellen die dafür notwendige Infrastruktur zur Verfügung, betreuen die Einbindung dezentraler Einspeiseanlagen sowie das Anlagenmanagement für angeschlossene Groß- und Industriekunden. – Beim südbadischen Netzbetreiber kümmern sich rund 350 Mitarbeiter tagtäglich um die Versorgungssicherheit ganz unterschiedlicher Netzkunden im fast 3.800 Quadratkilometer großen Versorgungsgebiet. Wie vielseitig ihre Arbeit ist, welche Berufe und Aufgaben sie haben und warum die Kolleginnen und Kollegen teilweise schon viele Jahre beim Netzbetreiber arbeiten, zeigt unsere Serie „Was macht eigentlich…?“.

von Redaktion

Manche Arbeitsbereiche eines Netzbetreibers liegen für Außenstehende nicht auf der Hand, wie etwa das des Teams Individualprozesse: Im Versorgungsgebiet der ED Netze ist es für das Anlagenmanagement aller Groß- und Industriekunden und für die rund 20.000 installierten Einspeiseanlagen zuständig. Es betreut deren Neuanlagen ebenso wie die Umsetzung von Messkonzepten oder den Zahlungsfluss im Abrechnungssystem. Eine der größten Herausforderungen dabei ist es, die vielen gesetzlichen Vorgaben umzusetzen, etwa für die etwaige Förderung von eingespeistem Strom. Denn dafür müssen viele Daten abgerufen, erfasst und ausgewertet werden. Eine komplexe Angelegenheit, wie Teamleiter Michael Stenske weiß.

Welcher Weg hat Sie zu ED Netze geführt?

Ich habe 1994 in der Zählerabteilung der damaligen Kraftübertragungswerke Rheinfelden AG (KWR) begonnen und konnte 1996 in die Abrechnung der Sondervertragskunden wechseln. Durch die Fusion der KWR mit dem Kraftwerk Laufenburg Ende der 1990er-Jahre entstand – zunächst noch in anderer Rechtsform – die heutige Energiedienst-Gruppe, zu der auch ED Netze gehört.

Im Zuge dessen wurde damals auch ein neues Abrechnungssystem gesucht und so kam ich schon früh ins Projekt zur Einführung von SAP/IS-U. Dahinter verbirgt sich eine prozessorientierte Back-End-Lösung zur effizienten Gestaltung sämtlicher Dienstleistungen von Ver- und Entsorgungsunternehmen, wie wir es sind. Im Jahr 2000 war ich der erste, der Kundenabrechnungen mit SAP/IS-U erstellt hat.

2002 wurde ich Teamleiter im Bereich der Sonderkundenabrechnung für den Lieferanten Energiedienst und für den Netzbetreiber ED Netze. Seit 2018 bin ich nun ausschließlich für den Netzbetreiber tätig.

Ihr Werdegang klingt sehr nach der jüngsten Netzgeschichte. Könnten Sie das kurz „entflechten“?

Das ist ein gutes Stichwort: Früher waren Netzbetreiber und Energieversorger nämlich meist identisch. Vielerorts zeugen Namensverwandtschaften davon. So auch im Fall der ED Netze GmbH und der Energiedienst AG – die heute unabhängig voneinander agieren, dabei Teile einer Unternehmensgruppe sind.

Diese Trennung – offiziell Unbundling, also „Entflechtung“ genannt – ist eine Folge der Liberalisierung des Strommarktes ab 1998. Seit 2005 sind im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) hierzulande nämlich für alle Energieversorgungsunternehmen, die zuvor von der Erzeugung über die Netze bis hin zur Kundenbetreuung alles abdeckten, solche Entflechtungs-Maßnahmen vorgeschrieben. Das betrifft rechtliche, operationelle bis hin zu buchhalterischen Bereiche. Und das spiegelt sich auch in meinen beruflichen Stationen wider.

Dann kommen wir zu Ihren heutigen Aufgaben beim Netzbetreiber: Was gehört alles dazu?

Als Teamleiter Individualprozesse bin ich bei ED Netze verantwortlich für die Stammdatenverwaltung und korrekte Abrechnung aller Groß- und Industriekunden sowie für alle Einspeiseanlagen. Hierzu gehören auch die Abbildung von speziellen Messkonzepten und individuelle Abrechnungslösungen. Außerdem kümmere ich mich um die Abrechnung der Konzessionsabgaben an alle Kommunen im Netzgebiet sowie um vielfältige Abwicklungen mit dem Übertragungsnetzbetreiber und der Bundesnetzagentur. Durch meine langjährige Erfahrung im SAP/IS-U-System bin ich außerdem KeyUser und Schnittstelle zu unserer IT. Alle notwendigen Tarifentwicklungen für die Durchführung der Einspeisevergütungen werden ebenfalls durch mich und mein Team durchgeführt.

Was war für Sie bislang das „spannendste“ Erlebnis in Ihrem Netzbereich?

Durch die schnelllebigen Änderungen in der Energiebranche stehen wir eigentlich ständig vor der Herausforderung, alle gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben fristgerecht umzusetzen. Hier gibt es praktisch keinen Stillstand, es ändert sich immer irgendwas – und macht unsere Arbeit dadurch dauerhaft „spannend“.

Das Vorjahr war vor allem durch die Umsetzung der jüngsten EEG- und KWK-Novellen geprägt. Durch die zunächst unklare Rechtslage aufgrund der erforderlichen Zustimmungen durch die EU-Kommission, war die Umsetzung sehr zäh und hat viel Arbeit verursacht.

Interesse an einer „spannenden“ Ausbildung oder Arbeitsstelle? Hier gibt’s weitere Informationen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*