
Unser Zuhause wird immer smarter und seitdem die Preise für Energie gestiegen sind, möchten immer mehr Menschen ihren Stromverbrauch im Blick behalten. Am liebsten ganz bequem per App, über das Handy oder am PC. Der Umstieg auf digitale Stromzähler macht’s grundsätzlich möglich, allerdings braucht es technische Extras, um die Daten auszulesen.
von Patrick Torma
Moderne Messeinrichtungen (mMe), wie die neuen Stromzähler im Fachjargon genannt werden, sind nicht ans Internet angebunden. Ob Zählerstand oder aktuelle Leistung: Wer seinen Verbrauch ablesen möchte, muss hierfür in den Keller bzw. direkt ans Gerät.
Digitale und „intelligente“ Stromzähler
Vielleicht wurde ihr Stromzähler ja bereits ausgetauscht: Die analogen Ferraris-Zähler haben ausgedient und werden durch moderne Messeinrichtungen ersetzt. Dieser Umstieg ist gesetzlich vorgeschrieben. In diesem Zusammenhang hört und liest man immer wieder von „intelligenten Stromzählern“ bzw. Smart Metern. „Intelligent“ sind Stromzähler erst dann, wenn sie mit einer Kommunikationseinheit, dem sogenannten Smart Meter Gateway (SMGw), aus- und damit zu einem intelligenten Messsystem (iMSys) aufgerüstet werden. Smart Meter gelten als Bausteine der Energiewende und sind seit 2020 verpflichtend für Kunden mit einem Verbrauch ab 6.000 Kilowattstunden.
Wer Live-Daten direkt aufs Handy erhalten möchte, wie es Besitzer etwa von den Energy Metern ihrer PV-Anlagen kennen, findet aber Möglichkeiten. Abhilfe leisten technische „Add-ons“. Welche das sind, darüber haben wir mit Marc Stocker gesprochen. Der Messsystem-Techniker ist bei ED Netze u.a. für den Rollout von Smart Metern zuständig.

Marc Stocker, angenommen, ich möchte mir – ganz bequem von der Couch aus – live anschauen, wie viel Strom ich verbrauche: Welche Möglichkeiten habe ich?
Ein Infrarot-Sensor kann diese Daten über die INFO-Schnittstelle meines digitalen Stromzählers auslesen. Möchte ich meinen Verbrauch hübsch aufbereitet per WLAN aufs Smartphone gesendet bekommen, habe ich zwei Möglichkeiten. Entweder ich greife auf Plug-and-Play-Lösungen zurück. Oder ich baue mir, technisches Verständnis vorausgesetzt, mein eigenes System.

Im Internet finden sich zahllose Angebote für Energiezähler: Was ist hiervon zu halten?
Das sind Messgeräte, die über eine direkte bzw. indirekte Strommessung den Strom messen und daher von einem Fachmann angeschlossen werden sollten. Ist das Gerät nicht geeicht, passen die Daten des Stromzählers, die für die Stromabrechnung maßgeblich sind, und die schöne Darstellung nicht zusammen. Wir plädieren, Verbrauchs- und Leistungswerte direkt an der INFO-Schnittstelle zu erfassen.
Plug-and-Play-Geräte hingegen kann ich als Laie installieren?
Definitiv. Ich sollte nur mein WLAN-Passwort kennen und den vierstelligen PIN für meinen Zähler. Den erhalte ich vom grundzuständigen Messstellenbetreiber, in aller Regel also vom jeweiligen Netzbetreiber vor Ort. Apps leiten durch den Installationsprozess.
Wie groß ist die Auswahl?
Im freien Handel gibt es einige Hersteller, den Poweropti von PowerFox und, ganz frisch, den IOmeter von energy smart control GmbH (Stand März 2023) haben wir beide erprobt, diese lassen sich recht einfach installieren. Daneben gibt es Stromlieferanten, die hauseigene Lösungen anbieten.



Wie sieht es aus, wenn ich auf Marke „Eigenbau“ setzen möchte?
Es existieren viele „Bastellösungen“. Eine Möglichkeit ist, einen Tasmota-Infrarot-Lesekopf anzubringen, um die Daten des Zählers per WLAN ins eigene Heimnetz zu befördern und am Browser auszuspielen. Hierzu gibt es gute Anleitungen im Internet. Wenn man den Schritten folgt, sollte man es auch mit wenigen Kenntnissen hinbekommen. Allerdings: Speichern kann ich die Daten erst, wenn ich mindestens einen Klein-Computer wie einen Raspberry Pi ins System einbinde. Dann wird es aber bereits anspruchsvoller.
Wer die Herausforderung liebt und entsprechendes IT-Wissen mitbringt, kann sich eine solche Ausleseeinheit komplett selber zusammenbauen. Eine ausführliche Anleitung hierzu gibt es zum Beispiel unter Volkszaehler.org.
Gibt es grundsätzliche Überlegungen, die für einen Eigenbau sprechen?
Wenn ich meine Daten ungern „nach draußen“ gebe: Plug-and-Play-Lösungen speichern meine Daten meist in einer Cloud. Bei einer DIY-Lösung verbleiben die Informationen über meinen Stromverbrauch auf meiner “Festplatte”.
Ein Vorteil von selbstgebauten Systemen ist natürlich, dass ich diese individuell auf meine Bedürfnisse zuschneiden kann, indem ich etwa zusätzliche Funktionen integriere. Um einzelne Geräte, je nach Anforderung, zu steuern, wären dann weitere Komponenten notwendig. Eine grundsätzliche Einbindung ins Home Energy Management System (HEMS) ist allerdings auch bei den genannten Plug-and-Play-Geräten möglich (beim IOmeter voraus. ab Q2/2023).
Mit welchen Kosten muss ich rechnen?
Initial liegen die Fertiggeräte bei etwa 90 bis 150 Euro, ab dem dritten bzw. vierten Jahr werden monatliche Folgekosten fällig. Wenn ich zu Hause sowieso mehrere Raspberrys im Betrieb habe und nur den IR-Lesekopf kaufe, komme ich beim Eigenbau günstiger davon. Wenn ich aber sämtliche Komponenten besorgen muss, gleichen sich die Anschaffungskosten womöglich aus.
Über den Autor: Patrick Torma

Als freier Journalist und Texter spürt Patrick Torma spannenden Geschichten nach – und bringt sie für Leser auf den Punkt. Zu seinen Auftraggebern zählen Medien und Redaktionsbüros, aber auch Unternehmen, die ihrer Zielgruppe einen Mehrwert bieten. Technische und historische Themen begeistern ihn besonders. Da trifft es sich gut, dass die (Strom-)Netzgeschichten im ED-Netze-Blog beides vereinen.
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