Bienenfleißige Umspannwerke

Bienenfleißige Umspannwerke (Foto: Haslachhof, Löffingen)
Bienenfleißige Umspannwerke (Foto: Haslachhof, Löffingen)

Jeder Eingriff des Menschen in die Natur hat Folgen, gute wie schlechte, besonders in Agrarlandschaften. Als ökologischer Verteilnetzbetreiber ist sich ED Netze dessen bewusst und unterstützt auf den Grünflächen seiner Umspannwerke aktiv die regionale Biodiversität: Hier blüht und summt Artenvielfalt!

von Redaktion

Meist finden sich Glatthaferwiesen unter Umspannwerken, aber wo stattdessen auf Magerwiesen Wildpflanzen und Wiesenkräuter blühen, herrscht eine artenreichere Insektenfauna. Deshalb gilt für ED Netze: zurück zur heimischen Natur. Ziel der Grünpflege unter den Strommasten und rund um die Transformatoren ist es daher, vor allem die Vielfalt an Blühpflanzen nachhaltig zu erhöhen und in Kombination mit weiteren Maßnahmen so vermehrt Insekten anzusiedeln. Das biodiverse Engagement in den Umspannwerken ist ein Puzzleteil von vielen, mit denen das Unternehmen seiner Verantwortung für die Umwelt nachkommt, der es sich seit 2015 auch offiziell verpflichtet hat.

Dabei geht man jedoch im Fall der Umspannwerke mit Bedacht vor, denn Experten raten, dass bei allen guten Absichten das Prinzip der historischen Kontinuität beachtet werden muss. Der Erhalt gewachsener Strukturen hat Vorrang, Veränderungen werden daher behutsam und je nach Ausgangspositionen auch mit unterschiedlichen Elementen vorgenommen. Die Herangehensweise verfolgt bei den Umspannwerken der ED Netze und aller Variabilität der einsetzbaren Module stets zwei Ziele: Zum einen soll sich der ökologische Wert der Grünflächen erhöhen, zum anderen sollen künstlich errichtete, jedoch naturnahe Nisthilfen neben der regionalen Flora auch die heimische Fauna unterstützen.

Dann brummt in den Umspannwerken nicht nur leise scheinbar der Strom, sondern flattert, krabbelt und summt letztlich auch wieder deutlich hörbar ganz viel kleines Getier, allen voran Wildbienen – was für ein funktionierendes Ökosystem fundamental ist.

Was brummt denn hier? Der Strom

Die Stromverteilung in Deutschland erfolgt über verschiedene Spannungsebenen, die zusammen das Stromnetz bilden: Höchstspannung (220.000 V bzw. 380.000 V), Hochspannung (110.000 V), Mittelspannung (bis 50.000 V) oder Niederspannung (230 V bzw. 400 V). Die verschiedenen Spannungsebenen sind notwendig, um die Übertragungsverluste beim Stromtransport möglichst gering zu halten. Verknüpft sind die verschiedenen Spannungsebenen mit Umspannwerken. In diesen Knotenpunkten wird der Strom auf eine andere Spannungsebene transformiert, sprich umgewandelt.

Je nach ankommender Spannungsebene und Bauart sind manche Umspannwerke flächenmäßig sehr groß – weil die Spannung anfangs von raumfordernden sehr hohen (vor allem Höchst- und Hochspannung) auf niedrigere Masten (Mittelspannung) bis am Ende zu Erdleitungen (nicht nur, aber meist Niederspannung) immer weiter um- und auch im übertragenen Sinne runtergewandelt wird. Das kleineste Umspannwerk steht dann übrigens am Straßenrand: als Ortsnetzstation. Sie tun letztlich genau das Gleiche wie die großen Umspannwerke (von denen ED Netze in ihrem Netzgebiet aktuell fast 40 Stück betreibt), aber als kleine, kompakte Trafostationen.

Nicht nur dort kann man beim Vorbeigehen vermeintlich den Strom „hören“. Das leise Brummen sind aber in Wirklichkeit magnetische Schwingungen, die zwischen den Spulen und Eisenkörpern im Inneren der Transformatoren entstehen. Den Strom selbst kann man also nicht hören.

Grün ist nämlich nicht gleich Grün. Schon schmale Blühstreifen, wo sich Wildkräuter und Wiesenblühpflanzen ein Stelldichein geben, beherbergen eine weitaus artenreichere Insektenfauna als Agrarflächen, zu denen auch die Glatthaferwiesenflächen von Umspannwerken zählen. In der Vergangenheit wurden dort zum Beispiel schon je nach technischer Anlage bei ED Netze die Mahd und das Mulchen pro Jahr auf nur drei Mal reduziert. Schließlich gilt: Die Vegetation darf nicht in die technischen Anlagen hinein wachsen, da sonst technische Probleme auftreten könnten. Diese Flächen werden nun noch mehr „extensiviert“ und auf ihre Art „umgewandelt“ – statt von einer Spannungsebene zur nächsten von 08/15- zu biodiversem, regionalem Grün.

Pflege- und Entwicklungsplan setzt Ziele

Der jüngste unternehmenseigene „grüne“ Pflege- und Entwicklungsplan, den der Biologe Matthias Lindemer im Auftrag von ED Netze erstellt hat, geht nämlich davon aus, dass

„Umspannwerke Sekundär-Standorte mit hoher Kontinuität [bilden] und somit der Erhaltung lokaler Pflanzengesellschaften und der Entwicklung von Ersatzgesellschaften dienen [können]. Bei ökologisch durchdachter Grünpflege können sich in Umspannwerken auch neue Populationen bestimmter Arten entwickeln, denen dort ein Lebensraum geboten wird. Gut gepflegte Flächen können sogar zu Stadtklima, Artenreichtum und Landschaftsbild beitragen. Des Weiteren können Flächen in der Stadt oder in Siedlungsnähe auch als Trittsteinbiotop für wandernde oder sich ausbreitende Tier- und Pflanzenarten dienen.“

Ziel ist es, „die Vielfalt an blühenden Pflanzen so weit zu erhöhen, dass Wildbienen und weitere Insekten ausreichend Nahrung finden, um stabile Populationen zu bilden. Auch geeignete Nistplätze für Bodenbrüter sowie Nistmaterial sollten auf der Fläche erhalten sein.“

Was summt denn hier? Die Wildbienen

Es gibt nicht „die“ Wildbiene, im Gegenteil. Es werden, je nach Betrachtungsweise, zwischen 560 und 585 Arten gezählt, die in zahlreichen Formen, Farben und Musterungen herumschwirren. Immerhin: Die meisten Wildbienen sind pelzig behaart, einige können aber auch fast kahl sein. Also alles nicht so einfach mit dem Erkennen. Nur eins ist eindeutig: Sie sind nicht etwa wildlebende Urformen oder gar verwilderte Stämme der domestizierten Honigbiene, denn von denen unterscheiden sie sich vielfältig.

Nur Honigbienen leben in Bienenstöcken. Wildbienen jedoch leben nicht derart kollektiv, sondern sind Einzelgänger, die ihre Brut allein versorgen. Dafür bauen sie Nester mit Brutröhren, zumindest zwei Drittel von ihnen. Meistens geschieht dies in der Erde oder in Trockenmauern, oft auch in Morsch- und Totholz. Das restliche Drittel macht es wie der Kuckuck bei den Vögeln: Diese Bienen legen ihre Eier heimlich in fremde Nester – und ersparen sich so den Bau. Nur der Lebenszyklus bei Honig- wie Wildbienen ist ähnlich, er beträgt im Schnitt vier Wochen. Vereinzelt sind auch bis zu sechs Wochen möglich.

Ansonsten unterscheiden sie sich jedoch deutlich. Wildbienen erreichen zum Beispiel mit der gleichen Zahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz wie die angeblich so „fleißigen“ Honigbienen, was damit zu tun hat, dass sie „alleinerziehend“ sind. Außerdem setzt ihre Bestäubung von Nutzpflanzen wie Obstbäumen, Beerensträuchern und Feldfrüchten bereits im März ein – und sie schwirren auch bei Kälte und bedecktem Himmel aus. Als echte Vegetarier ernähren sie sich wie die Honigbienen zwar ausschließlich von zuckerhaltigem Blütennektar oder eiweißreichen Blütenpollen – sind jedoch im Gegensatz zu letzteren echte Feinschmecker und haben teils einen exklusiv-erlesenen Geschmack.

Viele Wildbienenarten sind nämlich auf die Pollen einer ganz bestimmten Pflanzenfamilie oder -gattung angewiesen. Einige benötigen sogar Pollen einer ganz bestimmten Pflanzenart, um ihre Nachkommen zu versorgen. Wenn Wildbienen auf die Pollen einzelner Pflanzen angewiesen und damit auf das Bestäuben derselben spezialisiert sind, spricht man von Oligolektie. Diese gegenseitige Abhängigkeit bedeutet allerdings: Verschwindet die Biene, verschwindet auch die Pflanze und umgekehrt!

Obwohl die Bienen – die „wilden“ wie die Honigbienen – nicht nur deswegen unter Naturschutz stehen, sind sie vom Aussterben bedroht. Über die Hälfte aller „wilden“ Arten stehen auf der Roten Liste. Und auch die Honigbiene hat es nicht leicht. Die größte Gefahr geht hier wie dort neben Pestiziden und Co. von der Zerstörung oder Reduzierung der Lebensräume aus. Daher ist deren Bewahrung oder Wiederherstellung vorrangiges Ziel aller Artenschutzmaßnahmen hierzulande – so auch für ED Netze.

Deswegen passt der südbadische Netzbetreiber auf den Wiesen seiner Umspannwerke die Auswahl des Saatguts, der Gehölzpflanzungen sowie Habitatstrukturen (d. h. die Lebensräume) den Bedürfnissen der Wildbienen an. Manche Veränderung wird für den vorbeikommenden Spaziergänger oder Radfahrer offensichtlich sein, manches auch nicht. Denn einige wichtige Pflanzenarten für die hiesigen Wildbienenvorkommen sind bereits auf den Grünflächen der Umspannwerke vorhanden. Darunter finden sich etwa Kratzdisteln, Wiesen-Löwenzahn, Habichtskraut und Wiesen-Schafgarbe. Um wo zum Beispiel entlang der Zäune schon eine Wildhecke steht, ist oft auch bei Wildbienen beliebter Weißdorn und/oder Hartriegel vorhanden.

Es flattert, krabbelt und summt also mancherorts in den Umspannwerken von ED Netze durchaus schon vielfältig, aber es gibt fast überall noch bienengerechte Optimierungsmöglichkeiten – für die gilt: heimisch statt importiert.

Umsetzung mit Bedacht und Weitsicht

Daher wurde im Pflege- und Entwicklungsplan für die ED-Netze-Umspannwerke nicht nur die eben erwähnte Bestandsaufnahme der bereits passend blühenden Elemente vorgenommen. Es wurde im übertragenen Sinne auch die Lupe in die Hand genommen, um zudem aufzulisten, welche Wildbienen genau im Netzgebiet, sprich im Bereich Südschwarzwald, Dinkelberg, Wiesental, Kander-und Murgtal bis zum Wehratal, eigentlich vorkommen (sollten) – um den floralen Status quo mit ihren bevorzugten Speiseplänen abzugleichen und so konkrete Anbauempfehlungen auszusprechen. Zumal Studien ergeben haben, wie weit artgerechte Nahrungsplätze von den Nistlebensräumen der Wildbienen entfernt sein sollten: je näher umso besser. Das lässt sich auf den Grünflächen der Umspannwerke gut umsetzen.

Die ED-Netze verfügt über eine ganze Reihe von Modulen, um dies zu realisieren. An manchen Standorten werden aufmerksame Beobachter langfristig alle folgenden Elemente erkennen können, andernorts sind durch die technischen Gegebenheiten nur einzelne Maßnahmen umsetzbar:

  • Ein wichtiges Element ist, wo anlagenbedingt möglich, die weitere Reduktion der Mahd auf im Idealfall nur noch zwei Mähprozesse im Jahr. Auch das Mulchen wird reduziert bis ganz eingestellt, um die zwar natürliche, aber letztlich doch zusätzliche Düngung der Böden zu vermeiden. So kann langfristig auf den bislang derart nährstoffangereicherten Böden automatisch die Gräser-Dominanz und das Wachstum von wenigen, dafür schnell wüchsigen und „verdrängenden“ Pflanzenarten wie Glatthafer, Labkraut und Brennnesseln reduziert werden.
  • Stattdessen werden sich mit der Zeit durch das begleitende Ausbringen von adäquatem Regiosaatgut die Flora und die Böden nachhaltig verändern. Im Bereich der ED Netze bietet sich dafür bei den meisten Umspannwerken die Wiesendrusch-Mischung „Südwestdeutsches Berg- und Hügelland mit Oberrheingraben“ an. Solche heimischen Blühmischungen sind „bunt-exotischen“ Ansaaten – wie sie oft im Gartencenter als „Blühbomben“ angepriesen werden – weit voraus. Deren Pflanzen können nämlich selten über den Herbst hinaus stehen bleiben und schließen somit keine ökologischen Funktionskreise. Anders Regiosaatgut, das zum Beispiel auch Winterverstecke für Eier und Puppen darstellt oder dann als Vogelfutter dient – und erst im Frühjahr wieder gemäht wird.
  • Wo im Umfeld der Umspannwerke keine oder wenige natürliche Nistflächen vorhanden sind, werden auf ihren Freiflächen durch den gezielten Bau mehrerer Wildbienen-Spiralen künstliche Nistmöglichkeiten entstehen, die gerade für Bodenbrüter interessant sind. Das klingt ein bisschen nach sozialem Wohnungsbau für Insekten – ist aus deren Sicht aber Luxus pur: Hierfür wird eine Trockenmauer aus Bruchsteinen spiralförmig angeordnet und mit ungewaschenem Sand oder sandigem Lehm gefüllt. So entstehen Lebensräume für jene Wildbienenarten, die in horizontalen Böden, in Böschungen, zwischen Steinen und in vertikalen Lehmfugen von Trockenmauern nisten. Aber auch vielen weiteren Insekten bietet die Wildbienen-Spirale einen adäquaten Lebensraum.
  • Alte und abgestorbene Bäume und/oder Hecken dienen darüber hinaus ebenfalls als Lebensraum und versorgen Insekten mit Nistmaterial. Deshalb wird Totholz stehen oder Morschholz liegen gelassen und nur dann entfernt, wenn es wahlweise die Verkehrssicherungspflicht erfordert oder die technische Anlage davon beeinträchtigt wird. Wo es keine solchen natürlichen Optionen gibt, ist das bewusste Bilden von Morschholz- und Reisighaufen unweit der Spiralen eine Alternative, um Insekten das Ansiedeln zu erleichtern, indem sie quasi ihr bevorzugtes Baumaterial frei Haus geliefert bekommen.

So wird in den ED-Netze-Umspannwerken nicht nur immer mehr Strom aus Erneuerbaren Energien umgewandelt, sondern dank durchdachter Grünpflege- Maßnahmen auch viel für die heimische Biodiversität getan. Es grünt dort sozusagen im wahrsten wie im übertragenen Sinne. Und brummt und summt.

Der Natur zu liebe: ED Netze ist Blühpate

Umwelt- und Artenschutz hören bei ED Netze nicht am Grenzzaun der Umspannwerke auf. Das Unternehmen denkt nicht nur lokal, sondern engagiert sich darüber hinaus auch regional. Daher ermöglicht es im Rahmen der Aktion „Blühende Felder“ zusammen mit dem Bio-Betrieb Haslachhof in Löffingen auch andernorts in der Region Lebensräume für Bienen, Schmetterlinge und Insekten – und unterstützt mit einer Blühpatenschaft die Anlage biodiverser Blühflächen und weiterer Maßnahmen.

Ausgesät werden dort vom Haslachhof – der im Herbst 2020 für sein Naturschutz-Engagement beim Wettbewerb „Höfe für Biologische Vielfalt“ mit dem Hauptpreis in der Kategorie „Ackerbau“ belohnt wurde – heimische Pflanzen und Kräuter, so zum Beispiel Luzerne, Klee, Wiesenkümmel und Schafgarbe.

Hinzu kommt: Diese Felder werden im Frühsommer bewusst nicht komplett abgemäht, sondern einzelne Blühstreifen werden bis in den Herbst hinein stehen gelassen. So können die Insekten länger in ihrem Lebensraum bleiben.

Weitere Maßnahmen zur Erhöhung von Biodiversität sind z.B.

  • Felder mit mehrjähriger Wildpflanzenmischung  (mit bis zu 40 Arten), die nur einmal gemäht werden.
  • Artenreiche Heuwiesen
  • Getreide mit blühender Untersaat

Und: Der Haslachhof arbeitet mit der Bioland-Imkerei Schneider aus Dauchingen zusammen. Dieser stellt mehrere Bienenvölker auf, um für den Bio-Bauernhof einen eigenen Bio-Blühwiesenhonig herzustellen.

Diese umweltbewusste Wiesennutzung hat auch eine Kehrseite – für den Betrieb: Bei den blühenden Klee- und Luzernemischungen wird bewusst auf den maximalen Ertrag verzichtet. Auch ist der Energiegehalt dieser Pflanzen geringer und die vielfältige Saatgut-Mischung  teurer

Da kommen die Blühpatenschaften – unter anderen von ED Netze – ins Spiel. Ihre finanzielle Unterstützung sorgt für einen Ausgleich und ermöglicht es so, dass immer mehr Felder und Heuwiesen „aufblühen“.

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